Neue Perspektiven für die Ausbildung

Stadt und Unternehmen wollen Kempener Jugendliche bei der Suche nach einer passenden Berufsausbildung unterstützen. Für Ende April ist erstmals ein gemeinsames „Speed-Dating“ in der Mensa der Martin-Schule geplant.

Von Maike von Bredow und Andreas Reiners

17 Firmen mit 32 Ausbildungsberufen wollen sich am Freitag, 29. April, in der Zeit von 9 bis 14 Uhr in der Mensa des Kempener Schulzentrums vorstellen. Um den ersten Kontakt zwischen Schülern ab der neunten Klasse und möglichen späteren Arbeitgebern zu erleichtern, veranstaltet der Unternehmerkreis Kempen (UKK) zusammen mit dem städtischen Jugendamt dort ein so genanntes Beruf-Speed-Dating.

Die Veranstaltung ist eine Premiere, die Zusammenarbeit von Stadt und in Kempen beheimateten Firmen in dieser Form auch. Beide Partner wollen davon profitieren. Das Jugendamt ist darin interessiert, Jugendlichen möglichst viel Unterstützung bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz zukommen zu lassen. Und für die Unternehmen ist die Veranstaltung eine willkommene Gelegenheit, sich vorzustellen und potenzielle Bewerber um eine Lehrstelle schon mal kennen zu lernen.

Die Form des „Speed-Datings“ ist dabei nicht neu, hat sich aber gerade für Betriebe und Jobsucher bei anderen Gelegenheiten bereits bewährt. Der Kreis hat beispielsweise im vergangenen Herbst gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer (IHK), der Kreishandwerkerschaft Niederrhein und der Arbeitsagentur eine derartige Veranstaltung im Berufskolleg in Viersen angeboten. Einige Berufsschüler, die daran teilnahmen, haben inzwischen einen Ausbildungsvertrag unterschrieben.

Wie läuft das Speed-Dating in Kempen ab? „Ein Gespräch wird etwa zehn Minuten dauern“, erklärt Barbara Brüggemann, zuständige Mitarbeiterin des Kempener Jugendamtes. Die Schüler stellen sich dem Unternehmen kurz vor, erklären ihre Stärken und Schwächen und zeigen ihr Interesse an der Firma oder dem Ausbildungsberuf. Sie können dem Unternehmen dann auch Fragen stellen. Die Jugendlichen sollen in persönlicher Atmosphäre Gelegenheit erhalten, erste Eindrücke für eine berufliche Orientierung zu gewinnen. Einige werden schon Kontakte für eine spätere Ausbildung knüpfen. Um Ängste vor Bewerbungsgesprächen abzubauen oder zu lernen, sich gut zu verkaufen, sei das eine gute Möglichkeit, sagt Heike Badberg. „Viele Schüler sind ganz unbedarft nach dem Schulabschluss. Sie wissen gar nicht, was es alles für Berufe gibt“, ergänzt die Leiterin des Jugendamtes. Mit dem Angebot möchte die Stadt den Jugendlichen helfen, die Suche nach einer Berufsausbildung zu verbessern. Die Schüler sollen ruhig Erfahrung sammeln und ausprobieren, was sie interessiert, meint Heike Badberg.

Beim Speed-Dating werden hauptsächlich Ausbildungsberufe angeboten, denn so Martin Alders vom Unternehmerkreis Kempen, „eine Lehre ist eine solide Basis, auf der man immer aufbauen kann. Ein Studium ohne Berufserfahrung schafft noch keine Jobgarantie.“ Schüler können auch Kontakte für Ferienjobs, Praktika oder ein duales System von Studium und beruflicher Ausbildung knüpfen.

Die Liste der Unternehmen, die sich in der Schulmensa vorstellen, ist sehr vielfältig. Verschiedene kaufmännische oder steuerfachliche Berufe sind ebenso vertreten wie handwerkliche Berufe – vom Mechaniker bis zum Bäcker haben die Schüler freie Auswahl. Selbst in Informatikberufen suchen die Unternehmen Auszubildende. Die Liste der teilnehmenden Unternehmen soll demnächst auf der Internetseite der Stadt Kempen (www.kempen.de) veröffentlicht werden.

Was für die Jugendlichen beim „Speed-Dating“ auch wichtig ist: „In Jogginghose sollte niemand kommen“, sagt Barbara Brüggemann. Passende Kleidung und eine gute Präsentation – dazu sauber vorgefertigte Lebensläufe – seien durchaus von Vorteil. Die Schüler, die sich für das „Speed-Dating“ interessieren, können sich über die Schulen anmelden und dort vorab in einer Liste für die Firmen, die sie treffen wollen, eintragen.

Auch die Arbeitsagentur und die Fontys-Hochschule aus Venlo sind neben der Stadt und dem Unternehmerkreis mit Infoständen in der Schulmensa vertreten. Dort sollen auch einzelne Berufe erklärt sowie Einstiegs- und Aufstiegsmöglichkeiten erläutert werden. „Es soll eine praxisnahe Beratung geboten werden“, sagt Karin Drabben vom Unternehmerkreis Kempen. Der UKK ist ein noch loser Zusammenschluss von rund 80 Kempener Unternehmen. Der Kreis dient als Plattform zum Austausch und als Interessensvertretung gegenüber Behörden oder Verbänden. Auch auf der Internetseite des UKK (www.unternehmerkreis-kempen.de) finden Schüler Ausschreibungen zu Ausbildungsplätzen.

Für die Eltern der Jugendlichen gibt es am Dienstag, 19. April, einen Informationsabend. Dort erhalten sie die notwendigen Erläuterungen zum „Beruf-Speed-Dating“.

 

Quelle: http://www.rp-online.de/nrw/staedte/kempen/neue-perspektiven-fuer-die-ausbildung-aid-1.5893105